Hallo <<dein vorname>>,
ich hoffe, du bist gut ins neue Jahr gekommen.
Nach einer kurzen Winterpause melde ich mich heute mit der dritten Ausgabe von Deng Newsletter. Seit der letzten Ausgabe sind viele neue Abonnent*innen dazu gekommen - danke an alle! Falls ihr die letzten Ausgaben nachlesen wollt, findet ihr hier eine Übersicht.
In dieser Ausgabe geht es unter anderem um den Hungerstreik in einem Frauengefängnis in der Türkei, Proteste gegen sexualisierte staatliche Gewalt im Sudan, eine in Serbien gestartete Hashtagkampagne gegen häusliche Gewalt und um die verstorbene Schwarze Autorin bell hooks.
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Nachrichten:
#Hungerstreik im Frauengefängnis Bakırköy: Im Bakırköy-Frauengefängnis in Istanbul haben vergangene Woche 28 politische Gefangene einen dreitägigen Hungerstreik durchgeführt. Damit wollten sie gegen die gewaltvollen und tödlichen Haftbedingungen politischer Gefangener in der Türkei und in Nordkurdistan protestieren. „Das Leben und die Gesundheit politischer Gefangener ist in Gefahr“, hieß es in der Erklärung der Gefangenen. Allein im letzten Monat kamen mehrere Menschen in türkischen Gefängnissen ums Leben, darunter die kurdische politische Gefangene Garibe Gezer. Sie hatte schon Monate vorher von schwerer Folter und sexualisierter Gewalt berichtet, die ihr in der Einzelhaft angetan wurde. Am 9. Dezember verstarb sie dort unter ungeklärten Umständen. Die Gefängnisleitung spricht von Selbstmord, während die kurdische Bewegung von Mord durch patriarchale und staatliche Gewalt spricht. In Gedenken an Garibe Gezer und für die Freiheit aller politischen Gefangenen sind kurdische Frauen auch hier in Deutschland in den letzten Wochen auf die Straßen gegangen. Besonders auf den Zustand der kurdischen Politikerin Aysel Tuğluk wurde aufmerksam gemacht. Sie wird derzeit trotz schwerer Demenzerkrankung im Gefängnis gehalten. Das „KulturForum TürkeiDeutschland“ hat dazu eine Petition gestartet: „Wir appellieren […] an die neue Bundesregierung, bei diesem besonderen Anlass ein klares Signal für die Menschenrechte in der Türkei zu geben und sich von der Appeasement-Politik der früheren Koalitionen gegenüber Präsident Erdoğan zu verabschieden“, heißt es in der Erklärung, welche von vielen Journalist*innen sowie Politiker*innen der linken HDP (Demokratische Partei der Völker) erstunterzeichnet wurde. Hier kannst du die Petition unterschreiben.
Frauen im Sudan protestieren gegen staatliche sexualisierte Gewalt: Hunderte Frauen haben letzte Woche in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum sowie in Omdurman gegen sexualisierte staatliche Gewalt demonstriert. Anlass dafür waren Berichte, die die UN erhalten hatten, wonach Staatskräfte bei einer Demonstration einige Tage vorher sexualisierte Gewalt an 13 Frauen ausgeübt haben sollen. Bei den Demonstrationen gegen den Militärputsch im Oktober kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Todesfällen und Gewalt durch Polizei und Militär. Frauen stehen bei den Protesten an vorderster Front. So wird die Anwendung vor sexualisierter Gewalt in diesem Kontext auch als gezielte Strategie des Staates eingestuft, um die Bewegung mundtot zu machen und den Widerstand zu brechen. Die Massenproteste, bei denen laut Angaben des sudanesischen Ärzt*innenkomitees bisher 54 Menschen ums Leben gekommen sind, dauern weiterhin an. Im Jahr 2019 konnte durch den Widerstand linker und demokratischer Kräfte der damalige Präsident Omar Al-Bashir gestürzt werden. Doch seit dem Militärputsch im Oktober 2021 geht der revolutionäre Kampf weiter. Auf "Arte" gibt es eine Reportage über die Rolle von Frauen in diesem Widerstand.
Rest in power, bell hooks! Die Schwarze Feministin und Autorin bell hooks ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Bekannt war sie für bahnbrechende Werke wie „Ain’t I a Woman“ (1981) oder „All about love“ (2000). Meret Weber hat für die „Zeit“ einen Nachruf verfasst, der ihr Vermächtnis und ihre Analyse von weißer, kapitalistischer und patriarchaler Herrschaft beleuchtet. Darin schreibt sie unter anderem: „hooks schrieb nicht, um etablierten Strukturen etwas zu beweisen, sondern um Menschen zu erreichen“ und „hooks’ Schaffen trug dazu bei, dass Menschen die Unterdrückung, die sie erfahren und beobachten, benennen und bekämpfen können“. Auch mich und viele meiner Freund*innen haben bell hooks‘ Worte und Ideen genau aus diesen Gründen unglaublich abgeholt, geprägt und begleitet. Wer ihre Werke noch nicht gelesen hat: Beim „Unrast“-Verlag sind in den letzten Jahren einige Werke von bell hooks auch auf Deutsch erschienen. Falls du auch Englisch liest, kannst du einige ihrer Schriften hier downloaden.
#NisamPrijavila - Betroffene patriarchaler Gewalt im Balkan erheben ihre Stimmen: In den ex-jugoslawischen Staaten teilen derzeit Zehntausende betroffene häuslicher und patriarchaler Gewalt ihre Erfahrungen unter dem Hashtag #NisamPrijavila ("Ich habe ihn nicht angezeigt"). Auslöser war ein Tweet der serbischen Politologin Nina Stojaković, in welchem sie von den Erfahrungen ihrer betroffenen Schwester erzählte, die nach jahrelanger Gewalt durch ihren Partner von der Polizei abgewimmelt wurde, nach dem Motto "Gib's auf, es gibt eh keine Beweise". Viele Betroffene haben daraufhin erzählt, warum sie die erlebte Gewalt nicht zur Anzeige gebracht haben. Einige der Gründe waren: "weil ich befürchtete, dass die Polizei sich gegen mich wendet", "weil ich allein bin im Leben", oder "aus Angst, dass er mir das Kind wegnimmt oder mich tötet".
Infos & Aufrufe:
Jin Jiyan Azadî - Sara Rojbîn Ronahî! In wenigen Tagen jährt sich die Ermordung der drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) zum neunten Mal. Die drei Frauen wurden am 9. Januar 2013 im kurdischen Informationszentrum in Paris von einem Auftragsmörder des türkischen Geheimdienstes (MIT) namens Ömer Güney ermordet. Nach Güneys Tod im Gefängnis wurde das Verfahren eingestellt, und bis heute wurden die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen. Nach 9 Jahren gibt es noch immer keine Gerechtigkeit für sie. Wie jedes Jahr werden (nicht nur) kurdische Aktivist*innen in Gedenken an sie in den kommenden Tagen auf den Straßen sein. In ihrem diesjährigen Aufruf erklärt die kurdische Frauenbewegung in Frankreich (TJK-F): „Den Mordbefehl hat Erdoğan gegeben, er muss angeklagt werden. Die Gerechtigkeit darf nicht aufgrund von Staatsgeheimnissen im Dunkeln bleiben. Wirtschaftliche und politische Interessen können nicht über die Gerechtigkeit gestellt werden. Solange dieses Massaker nicht aufgeklärt wird, bleibt Frankreich schuldig.“ Auch in Deutschland wird es zahlreiche Aktionen geben. Die Nachrichtenagentur "ANF" hat eine Übersicht einiger geplanter Aktionen zusammengestellt, die ich unten kopiert habe. Besonders mit Hinblick auf die fortwährenden Angriffe des türkischen Staates ist es wichtig, an diesem Tag an die ermordeten Genossinnen zu erinnern und mit der kurdischen Bewegung gemeinsam auf den Straßen zu sein. Kommt zahlreich und sagt es weiter!
Mittwoch, 5. Januar 2022
Hamburg: 13 Uhr, Französisches Konsulat
Düsseldorf: 10 Uhr, Martin Luther Platz 26
Saarbrücken: 13 Uhr, Französisches Konsulat
Berlin: 11 Uhr, Pariser Platz 5
Hannover: 11 Uhr, Französische Vertretung
Frankfurt: 14 Uhr, Französisches Konsulat
Samstag, 8. Januar 2022
Bremen: Kundgebung um 16 Uhr vor dem HBF
Hamburg: Demonstration um 14 Uhr vor dem S-Bahnhof Sternschanze
Kiel: Kundgebung um 15 Uhr, Europaplatz
Frankfurt: Demonstration um 14 Uhr ab HBF
Düsseldorf: Demonstration um 13 Uhr ab DGB Haus (Friedrich-Ebert-Straße)
Saarbrücken: Demonstration um 13.30 Uhr ab Europa Galerie
Berlin: Demonstration um 14 Uhr ab Alexanderplatz vor dem Roten Rathaus
Stuttgart: Demonstration um 15 Uhr ab Lautenschlager Straße
Hannover: Demonstration um 14 Uhr ab HBF
Geschlechtsangleichende Hormonbehandlungen können das Leben von trans und nicht-binären Jugendlichen schützen: Eine neu veröffentlichte, breit angelegte Studie hat ergeben, dass der Zugang zu geschlechtsangleichenden Hormonbehandlungen das Risiko für Depression und suizidalen Gedanken/suizidalem Verhalten bei trans und nicht-binären Jugendlichen deutlich verringern können im Vergleich zu Jugendlichen, die eine Hormonbehandlung zwar wünschen, aber nicht bekommen. Dieses Resultat bestätigt somit, worauf queere Aktivist*innen schon lange aufmerksam machen. Für die Studie wurden im Jahr 2020 insgesamt fast 35.000 queere Jugendliche im Alter von 13-24 befragt, darunter 11.914 trans und nicht-binäre Jugendliche.
Streikversammlung in FFM: Als letztes noch ein Hinweis für Frankfurt und Umgebung: Das feministische Streikkollektiv (@fstreik_ffm) in Frankfurt lädt für den 6. Januar 2022 (18:30 Uhr) alle FLINTA*s zu einer Streikversammlung auf, um Aktionen zum feministischen Kampftag am 8. März zu planen. Alle Infos hier.
Und das war's auch schon für diese Ausgabe.
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Bis bald!
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