Liebe Leser*innen,
nach einer längeren Pause lest ihr heute die 12. Ausgabe.
Inhaltlicher Hinweis: In dieser Ausgabe kommen unter anderem die Themen Polizeigewalt, Tod, sexualisierte Gewalt, Queer- und Transfeindlichkeit vor.
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Jetzt zu den Nachrichten:
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Kurdische Abgeordnete Semra Güzel verhaftet
Die kurdische Abgeordnete Semra Güzel wurde am Freitag in Istanbul unter dem Vorwurf des "Terrorismus" und des "Landesverrats" verhaftet. Bei der Festnahme wurde sie von Polizeibeamten misshandelt und medial wurden falsche Vorwürfe gegen sie erhoben, etwa dass sie dabei ertappt worden wäre, wie sie versuchte, mit falschem Pass das Land zu verlassen. Die Schmutzkampagne gegen die HDP-Politikerin läuft schon seit Anfang des Jahres und bereitete unter anderem auch die Grundlage für die Aufhebung ihrer parlamentarischen Immunität dieses Jahr. Sie ist eine von vielen kurdischen Politikerinnen, denen die Immunität entzogen wurde und die kriminalisiert und inhaftiert werden. In einer ersten Botschaft aus dem Gefängnis meldet sie sich mit hoffnungsvollen Worten: "Seid euch sicher, wir werden gewinnen; die Hoffnung, der Frieden, die Frauen und Völker werden gewinnen." Hier geht es zu einer Erklärung des Kurdischen Frauenbüros für Frieden. Darin wird insbesondere an Feminist*innen und Frauenbewegungen appelliert.
Bali: Trans Student in Polizeigewahrsam getötet
Am 07. August wurden der 32-jährige peruanische Student Rodrigo Ventosilla und sein Ehemann Sebastián Marallano während ihrer Flitterwochen am Flughafen von Bali (Indonesien) in Gewahrsam genommen. Vier Tage danach verstarb er. Tagelang konnte er weder seinen Ehemann noch Anwält*innen treffen. Seine Familie geht von rassistischer und transfeindlicher Polizeigewalt und Folter aus, die indonesischen Behörden leugnen es. Eine Erklärung von Rodrigos Angehörigen findet ihr hier. Rodrigo war in seinem letzten Jahr als Master-Student an der Harvard und Gründer der Initiative "Diversidades Trans Masculinas", die sich für die Rechte und Sichtbarkeit von trans Menschen einsetzt.
Münster: Tod nach transfeindlichem Angriff beim CSD
Beim diesjährigen Christopher Street Day (CSD) in Münster wurde der 25-jährige trans Mann Malte C. von einem transfeindlichen und queerfeindlichen Täter angegriffen und erlag am Freitag seinen Verletzungen. Auf dem CSD war Malte dazwischen gegangen, als der Täter gerade lesbische Teilnehmerinnen beleidigte, und hatte sich schützend vor sie gestellt. Am Wochenende fanden mehrere Gedenkkundgebungen für ihn statt. Viele trans Aktivist*innen machen darauf aufmerksam, dass auch die alltägliche und mediale Trans- und Queerfeindlichkeit mitverantwortlich für solche Gewalt sind. Hier geht es zur Seite der Initiative "TransMedienWatch", die sich gegen transfeindliche Berichterstattung wehrt, wo ihr mehr zum Thema erfährt.
Aktivistinnen im Iran zum Tode verurteilt
Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtet, dass zwei queere Aktivistinnen im Iran, Zahra "Sareh" Sediqi Hamadani (31) und Elham Chubdar (24) vom iranischen Gericht in Urmia zum Tode verurteilt wurden. Sie wurden dieses Jahr im Januar von den Behörden in Urmia der "Verderbnis durch das Fördern von Homosexualität" beschuldigt.
Seit der islamischen Revolution 1979 wurden tausende queere Menschen im Iran hingerichtet; der Iran gehört zu den gefährlichsten Ländern für queere Aktivist*innen.
Keine Ermittlungen nach Tod von Shireen Abu-Akleh
Die israelischen Streitkräfte (IDF) geben nun zu, was aus palästinensischer Seite längst vermutet wurde. Die Journalistin Shireen Abu Akleh (51) wurde im Mai mit hoher Wahrscheinlichkeit durch einen israelischen Soldaten getötet, als sie über eine Operation der israelischen Armee berichtete. Gerechtigkeit und Konsequenzen gibt es trotzdem nicht - die IDF wollen zum Fall keine Ermittlungen einleiten.
Spanien: Neue gesetzliche Definition von sexueller Gewalt
Im spanischen Parlament wurde mit 205 gegen 141 Stimmen ein Gesetz unter dem Namen "Nur ja heißt ja" verabschiedet, nach dem sexuelle Handlungen ohne ausdrückliche Zustimmung künftig als sexuelle Gewalt eingestuft werden können. Das Gesetz tritt in einigen Wochen in Kraft und soll verhindern, dass Täter freigesprochen und Betroffenen nicht geglaubt wird, In Fällen, wo z.B. kein Einwirken von körperlicher Gewalt "nachgewiesen" wird. Hier mehr lesen
Progressiver Verfassungsentwurf in Chile gescheitert
Mit der Volksabstimmung am Wochenende hätte die alte Verfassung Chiles, die noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet stammt, endlich begraben werden und an dessen Stelle eine neue progressive Verfassung treten können, die mehr Selbstbestimmung für indigene Menschen sowie das Recht auf Abtreibung beinhaltet. Doch der Entwurf wurde am Sonntag abgelehnt. Mehr dazu in der "analyse & kritik"
Sexualisierung am Set von Nickelodeon
Laut einer Recherche im "Business Insider" hat Nickelodeon-Produzent Dan Schneider immer wieder Schauspielerinnen am Set sexualisiert und eingeschüchtert. Dazu haben sich unter anderem Daniella Monet ("Victorious"), Alexa Nikolas ("Zoey 101") und Jenette McCurdy ("iCarly") geäußert. Mehr dazu hier
Zweite Internationale Frauenkonferenz in Berlin
Bis Oktober könnt ihr euch noch zur zweitägigen Frauenkonferenz unter dem Motto "Unsere Revolution: das Leben befreien" anmelden, die am 05.-06.11. in Berlin stattfindet. Es gibt Simultanübersetzung auf Kurdisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Arabisch und Türkisch. Mehr dazu hier
Mobilisierung gegen "Marsch für das Leben"
Am 17. September wollen christliche Fundamentalisten in Berlin gegen die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen und Queers marschieren. Das Bündnis "What the F*ck" organisiert dagegen eine feministische Demo. Mehr dazu hier
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